Ein unangenehmes Frösteln, das Gefühl, krank zu sein, und gleichzeitig zeigt das Thermometer Untertemperatur? Dieses paradoxe Phänomen, das sich wie ein Fiebergefühl bei Untertemperatur anfühlt, kann viele Ursachen haben. Von harmlosen Ursachen wie Erschöpfung bis hin zu ernsthaften Erkrankungen ist das Spektrum breit. Wir beleuchten die möglichen Gründe und geben dir Orientierung, wann du ärztliche Hilfe suchen solltest.
Was bedeutet Fiebergefühl bei Untertemperatur genau?
Der menschliche Körper ist ein Meister der Regulation. Er hält seine Kerntemperatur konstant bei etwa 37 Grad Celsius. Diese Temperatur ist optimal für alle Stoffwechselprozesse. Abweichungen nach oben (Fieber) oder unten (Untertemperatur) sind Warnsignale, dass etwas im System nicht stimmt.
Ein Fiebergefühl, auch wenn das Thermometer keine erhöhte Temperatur anzeigt, ist ein subjektives Empfinden. Du fühlst dich krank, schlapp, hast vielleicht sogar Schüttelfrost, obwohl deine Körpertemperatur unter dem Normalwert liegt. Medizinisch spricht man von Untertemperatur, wenn die Körpertemperatur unter 36 Grad Celsius sinkt. Dieses Zusammenspiel von subjektivem Krankheitsgefühl und objektiver Untertemperatur kann beunruhigend sein, ist aber oft ein Zeichen dafür, dass dein Körper stark gefordert ist.
Mögliche Ursachen für das paradoxe Phänomen
Die Ursachen für ein Fiebergefühl bei Untertemperatur sind vielfältig. Es ist wichtig, die Begleitumstände und weitere Symptome zu berücksichtigen, um die möglichen Auslöser einzugrenzen.
1. Erschöpfung und Stress
Ein langanhaltender Zustand von Erschöpfung und Stress kann das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen. Dieses System steuert viele unbewusste Körperfunktionen, darunter auch die Temperaturregulation. Chronischer Stress kann dazu führen, dass der Körper in einen Art „Energiesparmodus“ schaltet, was sich in Untertemperatur äußern kann. Gleichzeitig können die Stresshormone das Immunsystem beeinflussen und ein allgemeines Krankheitsgefühl hervorrufen.
2. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Die Schilddrüse ist ein kleines Organ mit großer Wirkung. Sie produziert Hormone, die den Stoffwechsel regulieren. Eine Schilddrüsenunterfunktion führt zu einem Mangel an diesen Hormonen, was den gesamten Stoffwechsel verlangsamt. Dies kann sich in Müdigkeit, Gewichtszunahme, trockener Haut und eben auch in Untertemperatur äußern. Das Gefühl, ständig zu frieren und sich krank zu fühlen, ist typisch.
3. Eisenmangelanämie
Eisen ist ein essenzielles Spurenelement, das für den Sauerstofftransport im Blut benötigt wird. Ein Eisenmangel kann zu einer Anämie führen, bei der nicht genügend rote Blutkörperchen vorhanden sind, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Dies kann zu Müdigkeit, Schwäche, Blässe und auch zu einer beeinträchtigten Temperaturregulation führen. Das resultierende Gefühl von Schwäche und Frösteln kann fälschlicherweise als Fieber interpretiert werden.
4. Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel kann zu einer Reihe von Symptomen führen, darunter Zittern, Schwäche, Herzrasen, Verwirrtheit und eben auch Untertemperatur. Der Körper versucht, Energie zu sparen, und fährt die Temperatur herunter. Das Gefühl von Schwäche und Kälte kann sich wie ein Fieber anfühlen, obwohl die Temperatur unter dem Normalwert liegt. Besonders bei Menschen mit Diabetes, aber auch bei längeren Essenspausen oder intensiver körperlicher Anstrengung kann es zu Unterzuckerung kommen.
5. Infektionen im Frühstadium
Manchmal ist der Körper bereits mit der Bekämpfung einer Infektion beschäftigt, bevor das Fieber richtig ausbricht. In dieser frühen Phase kann es zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl mit Frösteln und Schwäche kommen, während die Körpertemperatur noch im Normalbereich oder sogar leicht darunter liegt. Das Immunsystem arbeitet bereits auf Hochtouren, was Energie verbraucht und die Körpertemperatur kurzzeitig senken kann.
6. Medikamente
Bestimmte Medikamente können die Körpertemperatur beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise einige Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Betablocker und bestimmte Schmerzmittel. Diese Medikamente können die Temperaturregulation des Körpers stören und zu Untertemperatur führen, was sich in einem Gefühl von Frösteln und Kranksein äußern kann.
7. Schockzustand
Ein Schockzustand ist ein lebensbedrohlicher Zustand, bei dem der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Dies kann durch schwere Verletzungen, Verbrennungen, Infektionen oder allergische Reaktionen ausgelöst werden. Im Schockzustand versucht der Körper, die lebenswichtigen Organe zu schützen, indem er die Durchblutung der weniger wichtigen Bereiche reduziert. Dies kann zu Untertemperatur, blasser Haut, schneller Atmung und Bewusstseinsverlust führen.
8. Psychische Erkrankungen
Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können die Körpertemperatur beeinflussen. Stress und Anspannung können das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen und zu einer beeinträchtigten Temperaturregulation führen. Das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit, das oft mit Depressionen einhergeht, kann sich auch körperlich in Form von Müdigkeit, Schwäche und Frösteln äußern.
9. Essstörungen
Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie können den Körper stark schwächen und zu Untertemperatur führen. Durch die mangelnde Nahrungsaufnahme und den daraus resultierenden Nährstoffmangel kann der Körper nicht mehr ausreichend Energie produzieren, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Auch der Verlust von Muskelmasse, die zur Wärmeproduktion beiträgt, spielt eine Rolle.
10. Alkohol- und Drogenkonsum
Alkohol und Drogen können die Blutgefäße erweitern, was zu einem Wärme Verlust über die Haut führt. Gleichzeitig können sie die Temperaturregulation des Gehirns beeinträchtigen und zu Untertemperatur führen. Das Gefühl von Wärme, das Alkohol kurzzeitig vermittelt, ist trügerisch und führt letztendlich zu einem Absinken der Körpertemperatur.
Wann solltest du einen Arzt aufsuchen?
Ein einmaliges Auftreten von Fiebergefühl bei Untertemperatur ist in der Regel kein Grund zur Panik. Wenn die Symptome jedoch länger anhalten, sich verschlimmern oder von anderen Beschwerden begleitet werden, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dies gilt insbesondere, wenn:
- Die Untertemperatur unter 35 Grad Celsius sinkt.
- Du unter starker Müdigkeit, Schwäche oder Schwindel leidest.
- Du unter unerklärlichem Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme leidest.
- Du unter Herzrasen, Atemnot oder Brustschmerzen leidest.
- Du unter Verwirrtheit oder Bewusstseinsveränderungen leidest.
- Du an einer chronischen Erkrankung leidest oder Medikamente einnimmst.
Der Arzt kann durch eine gründliche Untersuchung und gegebenenfalls weitere Tests (z.B. Blutuntersuchung, Schilddrüsenuntersuchung) die Ursache für deine Beschwerden feststellen und eine entsprechende Behandlung einleiten.
Was du selbst tun kannst
Während du auf einen Arzttermin wartest, kannst du einige Maßnahmen ergreifen, um dein Wohlbefinden zu verbessern:
- Wärme dich auf: Ziehe dich warm an, trinke warme Getränke und nimm ein warmes Bad oder eine warme Dusche.
- Ruhe dich aus: Gib deinem Körper die Zeit, sich zu erholen. Vermeide Stress und körperliche Anstrengung.
- Ernähre dich gesund: Achte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.
- Trinke ausreichend: Dehydration kann die Körpertemperatur senken. Trinke ausreichend Wasser, Tee oder Saft.
- Vermeide Alkohol und Drogen: Diese Substanzen können die Symptome verschlimmern.
FAQ – Deine Fragen zum Fiebergefühl bei Untertemperatur
Was ist der Unterschied zwischen Fieber und Fiebergefühl bei Untertemperatur?
Fieber ist eine erhöhte Körpertemperatur über dem Normalwert (in der Regel über 38 Grad Celsius). Fiebergefühl bei Untertemperatur ist das subjektive Empfinden, Fieber zu haben (z.B. Frösteln, Schwäche), obwohl die Körpertemperatur unter dem Normalwert (unter 36 Grad Celsius) liegt.
Kann ich Fieber haben, obwohl meine Temperatur niedrig ist?
Nein, Fieber bedeutet definitionsgemäß eine erhöhte Körpertemperatur. Du kannst jedoch ein Fiebergefühl haben, obwohl deine Körpertemperatur normal oder sogar niedrig ist.
Ist Untertemperatur gefährlich?
Leichte Untertemperatur (35-36 Grad Celsius) ist oft harmlos und kann durch äußere Faktoren wie Kälte oder Erschöpfung verursacht werden. Starke Untertemperatur (unter 35 Grad Celsius) kann jedoch gefährlich sein und sollte ärztlich behandelt werden.
Welche Rolle spielt Stress bei Untertemperatur?
Chronischer Stress kann das vegetative Nervensystem aus dem Gleichgewicht bringen, was die Temperaturregulation beeinträchtigen und zu Untertemperatur führen kann. Stress kann auch das Immunsystem beeinflussen und ein allgemeines Krankheitsgefühl hervorrufen.
Wie kann ich meine Körpertemperatur messen?
Du kannst deine Körpertemperatur mit einem Thermometer messen. Es gibt verschiedene Arten von Thermometern, z.B. digitale Thermometer, Ohrthermometer oder Stirnthermometer. Die Messung kann rektal, oral, axillar (unter dem Arm) oder im Ohr erfolgen.
Welche Blutwerte sind bei Untertemperatur wichtig?
Bei der Abklärung von Untertemperatur können verschiedene Blutwerte wichtig sein, z.B. Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4), Eisenwerte (Eisen, Ferritin), Blutzuckerwerte und Entzündungswerte (CRP, Leukozyten).
Kann Untertemperatur ein Symptom von Covid-19 sein?
Obwohl Fieber ein häufiges Symptom von Covid-19 ist, kann in seltenen Fällen auch Untertemperatur auftreten, insbesondere bei älteren Menschen oder bei einem schweren Krankheitsverlauf.
Welche Hausmittel helfen bei Untertemperatur?
Hausmittel können bei leichter Untertemperatur helfen, das Wohlbefinden zu verbessern. Dazu gehören warme Kleidung, warme Getränke, ein warmes Bad, ausreichend Ruhe und eine gesunde Ernährung. Bei starker Untertemperatur ist jedoch ärztliche Hilfe erforderlich.
Wie kann ich mein Immunsystem stärken?
Ein starkes Immunsystem kann helfen, Infektionen abzuwehren und die Körpertemperatur zu regulieren. Du kannst dein Immunsystem stärken, indem du dich gesund ernährst, ausreichend schläfst, Stress vermeidest, regelmäßig Sport treibst und auf eine gute Hygiene achtest.
Was sind die langfristigen Folgen von Untertemperatur?
Die langfristigen Folgen von Untertemperatur hängen von der Ursache ab. Bei leichter Untertemperatur, die durch äußere Faktoren verursacht wird, sind in der Regel keine langfristigen Folgen zu erwarten. Bei schwerer Untertemperatur, die durch eine Erkrankung verursacht wird, können die Folgen je nach Erkrankung variieren.